vom 21.11.2006
Es war wieder ein wunderschöner Strauß konzertanter
Akkordeonmusik, den der Handharmonika-Club Nufringen am
Sonntag in der Wiesengrundhalle an über 300 Gäste
verteilte. Zwei Stunden genau dauerte der musikalische,
sehr anspruchsvolle Ohrenschmaus, bis die dankbaren Zuhörer
ein letztes Mal zu klatschen hatten. Diesmal bei einer
Mozart-Zugabe, die den feinen Abend vollends krönte.
HHC-Dirigent Günther Stoll hatte wieder ein buntes Programm
mit Werken namhafter Komponisten zusammengestellt.
Ausgangspunkt für seine Planungen war ein
"musikpädagogisches Dreifachjubiläum": So wurde vor 75
Jahren nicht nur der Deutsche Harmonika-Verband ins Leben
gerufen, sondern auch noch das Hohner-Konservatorium samt
dem Musikverlag eröffnet. Für den in Nufringen Aufbauarbeit
leistenden Stoll Anlass genug, das Programm diesen
Geburtstagen anzugleichen: Der Harmonika-Experte ließ so
durchweg Akkordeonklassiker aus der Feder namhafter
Komponisten zu Gehör kommen.
Sonst war es wie immer, wenn
die Nufringer zum Konzert laden: Wer fünf Minuten zu spät
kommt, versäumt den Anfang - die knappe, dafür umso
herzlichere Willkommensrede der Vorsitzenden Ulla Ott
beispielsweise. Zwei Stunden genau dauerte das Konzert,
ohne einen Pausenfüller, dafür gab's draußen im Foyer einen
Abschiedstrunk und was zu knabbern. Und dort konnten sich
die Leute noch zwanglos unterhalten. Sie staunten ob der
Leistungen, wussten aber auch, dass das Orchester auf der
Erfolgsleiter oben angekommen ist und es keine weitere
Sprosse mehr gibt. Was ihnen zudem auch aufgefallen sein
dürfte: Entlang der Bühne fehlte ein bisschen
Blumenschmuck, schon ein Strauß mit buntem Herbstlaub hätte
genügt.Dafür hielten Günther Stoll und seine Orchester viele
schöne musikalische Geschenke bereit. So zum Auftakt die
nach dem Krieg entstandene, zehn Minuten in Anspruch
nehmende "Pastorale francaise" von Hugo Herrmann, der als
freischaffender Komponist, Pianist, Organist und sogar als
ehemaliger Chorchef des Schwäbischen Sängerbundes diesem
Stück bewusst französische Volksmelodien beimischte. Einem
weit gespannten Zyklus zugrunde gelegt, stehen sich zwei
Themen musikalisch deutlich gegenüber: Die Hast einer
Stadt, wie auch das sentimentale Spiel in abgeschiedenen
Hinterhöfen. Andrea Kiefer und Gregor Datschko führten das
Regiment mit ihren Schlaginstrumenten bei Hans Bolls
"Reisebilder vom Balkan", bei denen der erste Satz zwar
eine stille Abendstimmung andeutet, die sich aber
schlagartig mit ständig wechselnden Rhythmen verändert.
Hastig geht es weiter in die Handwerkergasse, schließlich
in eine Hafenstadt, wo die Wellen heftig schlagen, bis das
Leben bei schwierigsten Taktwechseln erwacht.
Wacker schlugen sich hinterher die "Teenis", von denen einige erst
zwölf Jahre alt sind und ihre Instrumente schon erstaunlich
gut beherrschen. Die "Suite elementaire" von Alexander
Jekic und Alfons Holzschuhs "Feierabend-Ouvertüre" wirkten
zwar sehr getragen, hatten aber auch manche Tücken. Wie es
sich bei einem Mädchen zeigte, dem Günther Stoll liebevoll
den (Noten-)Weg wies.
Aufhorchen ließ die Jugendgruppe mit einem Volkstanz von Hans Brehme, der alte, teils längst vergessene Volksweisen lebhaft und frisch in sein Stück packte - mit einigen solistischen Einlagen sogar eine Herausforderung für den bei einem Leistungstest auf Platz zwei gelandeten Nunfringer Nachwuchs. Fast noch schwieriger war für die Gruppe das Stück "Magic", das Wolfgang Russ erst
vor wenigen Jahren auf den Musikmarkt brachte. Schwierige Sätze und ständige rhythmische Veränderungen dominieren diese Suite, in der von Blütenzauber ebenso die Rede ist wie von Hexern und Kartenspielern.
Noch eine Leistungsstufe höher angesiedelt sind die Nufringer Junioren, denen Günther Stoll Hans Rauchs "Schwäbische Volksliederskizzen" wie auch
eine recht schwierige Fantasie über "Parlez-moi d'…mour"
(Rudolf Würthner) anvertraute.
Zwei völlig unterschiedliche Werke - einmal die mit einer ansprechenden Satztechnik
verpackte leichte Muse, dann der lebhafte Rhyhthmuswechsel
bis hin zu einem fanfarenartigen, fulminanten Schluss.
"Werziade IV" und die "Slavenska Rhapsodija", gespielt vom
1. Orchester, krönten das Konzert, das am Ende viel Beifall
bekam, der besonders auch den weithin bekannten und
beliebten Komponisten Adolf Götz (68 Jahre) und Fritz
Dobler (79) galt, die als Ehrengäste ihren Werken gerührt
zuhörten.
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